Preisexplosionen sorgen für Katerstimmung in deutschen Brauereien

Bierbrauerei
Bierbrauerei

Erst Pandemie, jetzt Krieg: Die Veltins-Brauerei in Grevenstein kämpfte bereits im vergangenen Jahr mit hohen Rohstoffpreisen und steigenden Transportkosten. Der Ukraine-Krieg hat die Liste der Probleme für die Brauereien nun um einen weiteren Punkt erweitert: Für viele Betriebe sind die hohen Energiekosten eine echte Bedrohung. „Für die deutsche Brauwirtschaft ist Energie natürlich der größte Faktor“, sagt der Kommunikationschef von Veltins, Ulrich Biene.

Insbesondere Gas spielt eine erhebliche Rolle. „Das ist der Energieträger Nummer eins in der Bierproduktion“, so Biene. Für eine Kiste Veltins, eine der beliebtesten Biermarken Deutschlands, müssen Kundinnen und Kunden deshalb künftig einen Euro mehr zahlen – die erste Preiserhöhung seit drei Jahren.

Die Preiskalkulation beruhe allerdings auf „den Werten des Herbstes letzten Jahres“, sagt Biene. Die hohen Energiekosten aufgrund des Ukraine-Kriegs seien noch gar nicht berücksichtigt. „Wir haben eine Kostenexplosion in den letzten fünfzehn Monaten erlebt wie seit den Nachkriegsjahren nicht mehr.“

Auch Konkurrenten wie Radeberger, Krombacher oder Bitburger mussten schon ihre Preise erhöhen. Es gebe kaum einen Zulieferer, der keine Preisnachforderungen stellen oder selbst gegen explodierende Kosten kämpfen würde, sagt Biene. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2021 seien die Preise für Vorprodukte in den letzten fünfzehn Monaten um das Vierfache gestiegen. Biene bezeichnet das als eine „Mammutherausforderung“.

Gelegen in einem grünen Tal im Hochsauerland werden in der Grevenstein-Fabrik jeden Tag bis zu 20.000 Hektoliter Bier gebraut, abgefüllt und ausgeliefert. Die Kosten für Malz – eine der vier zulässigen Zutaten nach deutschem Reinheitsgebot – sind allein im vergangenen Jahr um 70 Prozent gestiegen. Auch die Logistikkosten sind nach oben gegangen, es fehlen Lkw-Fahrer und selbst die Paletten, auf denen das Bier verladen wird – die Nägel für die Holzpaletten kamen bislang zum großen Teil aus der Ukraine.

Neben Wasser, Hopfen, Hefe und Malz steckt auch jede Menge Energie im Bier: Mit Strom werden die Tanks in den Brauereien erwärmt und die Abfüllmaschinen betrieben. Der Preis für Gas, aus dem diese Energie meist gewonnen wird, sei seit Anfang 2021 um rund 400 Prozent angestiegen, so die Brauerei. Ein Ende der Gaslieferungen aus Russland hätte „sicherlich erhebliche Produktionseinschränkungen“ zur Folge, warnt Biene.

Auch Bernhard Jung, Einwohner der Brauereistadt Krombach rund 36 Kilometer südwestlich von Grevenstein, hat die steigenden Bierpreise bemerkt. Das regionale Krombacher sei in den letzten Monaten teurer geworden, Jung findet diese Preiserhöhung aber „berechtigt“. „Dass die Brauereien nicht schon viel früher die Preise erhöht haben, wundert mich“, sagt Jung nach einem Getränkeeinkauf.

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