Nachdem in der äthiopischen Krisen-Region Tigray der erste UN-Hilfskonvoi seit Monaten eingetroffen ist, hat am Samstag auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seine Hilfslieferungen auf dem Landweg wieder aufgenommen. Das IKRK habe medizinische Hilfe, Nahrungsmittel und Wasseraufbereitungsanlagen in die Region geschickt, erklärte Nicolas von Arx, Leiter der IKRK-Delegation in Äthiopien.
Es handele sich um den ersten Hilfskonvoi seit sechs Monaten, der Tigray auf dem Landweg erreiche. Seit Januar waren lebensrettende Medikamente und medizinische Ausrüstung mit knapp 40 Frachtflugzeugen in die Krisen-Region geliefert worden.
„Viele Menschen, die von dem Konflikt in Tigray betroffen sind, leben unter extrem schwierigen Bedingungen und haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, ausreichenden Nahrungsmitteln und grundlegenden Gütern und Dienstleistungen“, erklärte von Arx. Zudem werde das Gesundheitssystem und das medizinische Personal in der Region durch den Mangel an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung enorm belastet.
Am Freitag war nach einer monatelangen Blockade der erste Hilfskonvoi des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Tigray eingetroffen. Die äthiopische Regierung und die in Tigray regierende Rebellengruppe TPLF hatten vergangene Woche nach rund 17 Monaten militärischen Konflikts eine Einstellung der Kampfhandlungen verkündet. Allerdings bezichtigten sich beide Seiten gegenseitig, notwendige Hilfslieferungen zu blockieren.
Die humanitäre Lage in der nördlichen Region Tigray ist nach UN-Angaben katastrophal. Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen, hunderttausende sind vom Hunger bedroht.
Der bewaffnete Konflikt hatte im November 2020 mit einer Offensive der äthiopischen Streitkräfte begonnen, nachdem die in Tigray regierende TPLF die Autorität der Zentralregierung immer wieder infrage gestellt hatte. Die TPLF verlor zunächst größtenteils die Kontrolle über die Region, bevor sie die äthiopischen Truppen zurückschlug. Anschließend weitete sich der Konflikt auch auf Tigrays Nachbarregionen Amhara und Afar aus.