Nazi-Vergleich Lawrows sorgt international für Empörung

Sergej Lawrow - Bild: photonews.at/Georges Schneider/CC BY 2.0/portiert
Sergej Lawrow - Bild: photonews.at/Georges Schneider/CC BY 2.0/portiert

Ein Hitler-Vergleich des russischen Außenministers Sergej Lawrow im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg hat international Empörung ausgelöst. Der israelische Regierungschef Naftali Bennett prangerte am Montag Lawrows „Lügen“ an. Der russische Außenminister habe de facto „den Juden selbst vorgeworfen, die schrecklichsten Verbrechen der Geschichte“ begangen zu haben, die gegen sie verübt worden seien. Auch die Bundesregierung in Berlin warf Lawrow „Propaganda“ vor.

„Kein Krieg in unserer Zeit ist wie der Holocaust oder mit dem Holocaust vergleichbar“, erklärte Bennett. Israels Außenminister Jair Lapid bezeichnete Lawrows Äußerungen als „skandalös“ und „unverzeihlich“. Er habe den russischen Botschafter einbestellt, um eine „Klarstellung“ zu fordern.

Lawrow hatte in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem italienischen Sender Mediaset erneut behauptet, in der ukrainischen Regierung gebe es Neonazis. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe die Frage aufgeworfen, „welche Art von Nazismus“ in der Ukraine vorherrschen könne angesichts der Tatsache, „dass er selbst jüdisch ist“, sagte Lawrow. Dann fügte er hinzu: „Ich könnte mich irren, aber Hitler hatte auch jüdisches Blut.“

Das russische Außenministerium veröffentlichte anschließend eine Mitschrift von Lawrows Äußerungen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Kreml-Chef Wladimir Putin mehrfach erklärt, das Nachbarland „demilitarisieren“ und „entnazifizieren“ zu wollen.

Lapid bezeichnete Lawrows Äußerungen laut einer Mitteilung seines Ministeriums als „schrecklichen historischen Fehler“. „Juden haben sich während des Holocaust nicht selbst ermordet“, betonte der Außenminister. „Das niedrigste Niveau von Rassismus gegen Juden ist es, Juden selbst des Antisemitismus zu bezichtigen.“ Der Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan, nannte Lawrows Äußerungen „unbegründet, wahnhaft und gefährlich“.

In Berlin sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit, die von Lawrow vorgetragene „russische Propaganda“ bedürfe keines weiteren Kommentars. „Das ist absurd“, sagte er über Lawrows Einlassungen.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb im Onlinedienst Twitter, Lawrows Äußerungen verdeutlichten den „tiefverwurzelten Antisemitismus der russischen Eliten“. Lawrows „abscheuliche Bemerkungen stellen eine Beleidigung von Präsident Wolodymyr Selenskyj, der Ukraine, Israels und des jüdischen Volkes dar“.

„Russlands Antisemitismus“ werde immer sichtbarer, erklärte der Chef der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrij Jermak. Er bezeichnete Lawrows Äußerungen auch als Ausdruck von „Verschwörungstheorien, auf denen diktatorische Regime immer aufbauen“.

Selenskyj hatte Israel Ende März in einer Rede vor der Knesset aufgefordert, sein Land im Kampf gegen die russischen Truppen stärker zu unterstützen. Israel unterstützt die Ukraine im Kampf gegen die russischen Truppen unter anderem mit Helmen und kugelsicheren Westen, hat nach offiziellen Angaben in jüngster Zeit aber keine Waffen in das Land geliefert.

Traditionell pflegt Israel sowohl zur Ukraine als auch zu Russland gute Beziehungen. Nach Beginn der russischen Invasion am 24. Februar hatte sich Regierungschef Naftali Bennett um eine Vermittlung zwischen Kiew und Moskau bemüht.

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