Die meisten Briten kennen niemand anderen an der Spitze ihres Landes als Elizabeth II. Im Februar machte die Queen die 70 Jahre auf dem Thron voll – und das wird nun im ganzen Land groß gefeiert. Viele Briten scheuen dabei keine Mühen, denn sie lieben und verehren die 96-jährige Monarchin als Symbol der Beständigkeit und Vorbild in schwierigen Zeiten.
Unerschütterlich erschien die Queen in den vergangenen Jahrzehnten in farbenfroher Kleidung mit stets passendem Hut und Handtasche bei Einweihungen, Ordensverleihungen und Thronreden. Doch das Alter und der Tod ihres Mannes Prinz Philip vor gut einem Jahr haben ihr zugesetzt.
Elizabeth II. muss kürzer treten, unter anderem Rückenschmerzen und eine Corona-Infektion machten ihr zuletzt zu schaffen. Die 96-Jährige braucht mittlerweile oft einen Gehstock und überträgt immer mehr Aufgaben an ihren ältesten Sohn Charles.
Geistig ist die 96-Jährige nach Angaben aus ihrem Umfeld aber noch topfit. Regelmäßige Gespräche mit Diplomaten und ausländischen Würdenträgern lässt sie sich nicht nehmen. Aus dem Vereinigten Königreich ist Elizabeth II. einfach nicht wegzudenken – nicht nur, weil ihr Konterfei seit Generationen auf Pfund-Noten und Briefmarken prangt. Und die Freude bei den Briten ist groß, dass Elizabeth II. ihr 70-jähriges Thronjubiläum feiern kann – als erstes Oberhaupt des Landes.
Die Rolle als Königin war der 1926 geborenen Elizabeth Alexandra Mary Windsor, genannt „Lilibet“, nicht in die Wiege gelegt. Sie war die Dritte in der Thronfolge nach ihrem Onkel und ihrem Vater. Ihr Onkel Edward VIII. dankte 1936 jedoch aus privaten Gründen ab, sein Nachfolger wurde Elizabeths Vater Albert als George VI.
Elizabeth wurde von Hauslehrern erzogen. Im Zweiten Weltkrieg meldete sie sich als Freiwillige für den Dienst als Fahrerin und Mechanikerin an der Heimatfront. 1947 heiratete sie ihren entfernten Cousin Philip Mountbatten.
Am 6. Februar 1952 machte der plötzliche Tod ihres Vaters die 25 Jahre alte Prinzessin über Nacht zu Queen Elizabeth II. Als Königin erlebte sie den Zerfall des britischen Weltreichs und den Kalten Krieg – und empfing 14 Premierminister zum Antrittsbesuch.
Bei all ihren Terminen tritt Elizabeth II. stets höflich-distanziert auf. Dass eine Königin keine Gefühle zeigt, schien bei ihr oft selbst im Privaten zu gelten, auch gegenüber ihren vier Kindern Charles, Anne, Andrew und Edward. Thronfolger Charles beschwerte sich einmal bitterlich, er habe von seiner Mutter nie wirkliche Zuneigung erfahren.
Auch wegen Charles erlebte die Queen 1992 ihr „annus horribilis“, ihr „schreckliches Jahr“, wie sie es selbst nannte: Die Ehen von Charles, Anne und Andrew zerbrachen, Schloss Windsor wurde bei einem Brand schwer beschädigt. 1997 wurde die Queen heftig kritisiert, sie zeige nach dem tragischen Unfalltod ihrer Ex-Schwiegertochter Diana nicht genug Herz.
In jüngster Zeit stürzten die „Flucht“ von Queen-Enkel Harry und dessen Frau Meghan aus dem britischen Königshaus sowie die Verwicklung von Prinz Andrew in den Missbrauchsskandal um den US-Millionär Jeffrey Epstein die Royals erneut in eine Krise.
Wegen des Skandals um Andrew zog die Queen Mitte Januar die Reißleine. Ihr zweitältester Sohn musste alle seine militärischen Dienstgrade und Schirmherrschaften niederlegen, nachdem er bereits 2019 seine royalen Pflichten aufgegeben hatte. Ein Missbrauchsprozess gegen den Prinzen wurde letztlich mit einer außergerichtlichen Einigung abgewendet.
Schaden vom britischen Königshaus abzuwenden, kam für die Queen immer an erster Stelle. Ihre Pflichten würde sie niemals vernachlässigen. Doch auf den Trubel um ihre Person legt Elizabeth II. nach Angaben aus ihrem Umfeld keinen großen Wert.
„Das ist der Grund, warum sie Hunde und Pferde liebt, weil die nicht wissen, dass sie die Königin ist“, sagt Arthur Edwards, der die Queen seit 45 Jahren für die „Sun“ fotografiert. In den nächsten Tagen wird sich die Monarchin der Aufmerksamkeit ihres ganzen Landes allerdings nicht entziehen können.