Handwerk, das klingt für viele nach schwerer körperlicher Arbeit, blauen Overalls und traditionellen Methoden, die schon seit Jahrhunderten angewendet werden. Kein Wunder, dass nur wenige junge Leute das Handwerk als Berufsoption auf dem Schirm haben.
Zwar können sich laut einer aktuellen Studie im Rahmen des ISOTEC-Handwerkskompasses rund 29 Prozent der jungen Menschen eine Karriere in handwerklichen Berufen in der Theorie vorstellen, in die Tat umgesetzt wurde die Idee aber nur von knapp jedem Zehnten der befragten Jugendlichen.
Höchste Zeit also, mit den überholten Klischees aufzuräumen. Aufgrund von innovativen digitalen Tools steht im Moment ein Umbruch in der Branche an. Wer sich gerade jetzt für eine Karriere im Handwerk entscheidet, kann diesen aktiv mitgestalten. Marius Stäcker, CEO von „ToolTime“ und Experte für Digitalisierung im Handwerk, räumt mit Vorurteilen auf und erklärt, warum die Branche trotz der Herausforderungen wie dem Rückgang der Baukonjunktur und hohen Energiekosten, so viele Chancen bietet wie kaum eine andere.
Sei dein eigener Boss: Vom Meister zum Betriebsinhaber
Etwas Eigenes aufbauen? Ein Team nach den eigenen Vorstellungen zusammenstellen? Die Gen Z liebt den Gedanken, schließlich will sich laut einer Befragung von Instagram jeder Dritte dieser Generation selbstständig machen. Ein weiterer Grund, warum sich eine Karriere im Handwerk lohnt, ist die Vielfalt der Einsatzbereiche, wie Stäcker erklärt: „Ob im Baugewerbe, in der Elektrotechnik, im Sanitär- und Heizungsbau oder in der Metallverarbeitung – Handwerker werden in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens benötigt. Dies bietet eine große Bandbreite an Möglichkeiten und die Chance, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren und seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.“
Für die Gen Z nichts Neues: Digitale Arbeitsweisen für mehr Effizienz
Egal ob beim Thema Dating, Online-Shopping oder Essenslieferungen – bei der Gen Z handelt es sich um sogenannte Digital Natives, die es gewohnt sind, ihr Leben mithilfe von Apps zu managen. Im Handwerk sieht es derzeit noch anders aus. „Leider ist die Branche laut meiner Einschätzung in Sachen Digitalisierung 10 bis 20 Jahre hinterher. Dabei gibt es inzwischen innovative Technologien, mit denen die lästige Büroarbeit mit nur wenigen Klicks erledigt werden kann. Auch die Themen Virtual Reality und Künstliche Intelligenz werden die Handwerksbranche grundlegend zum Positiven ändern. Gerade deshalb braucht es junge Menschen, die diese digitalen Arbeitsweisen etablieren“, so der Experte.
Tun statt nur darüber reden: Wie Handwerker die Welt nachhaltiger machen
Wenn es darum geht, Deutschland in Sachen Energiewende als Vorreiter zu positionieren, spielen Handwerksberufe eine entscheidende Rolle. Denn sie sind unverzichtbar für die Umsetzung effektiver Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik-Handwerker, welche aktuell bei der Installation der oft diskutierten Wärmepumpen helfen, die im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen einen erheblich geringeren CO2-Ausstoß verursachen.
Aber auch andere Handwerksbereiche wirken aktiv beim Umweltschutz mit, wie Stäcker erläutert: „Viele Handwerker sind geschult in umweltfreundlichen Bautechniken, wie beispielsweise der Integration von passiven Solar- und Kühltechniken sowie der Gestaltung von grünen Dächern und Fassaden.“
Manche Zweige innerhalb des Handwerks sind besondere Nachhaltigkeitshelden: Beispielsweise reduzieren viele Tischler durch die Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder recycelten Materialien die Umweltauswirkungen ihrer Arbeit erheblich.
Frisch ans Werk: Handwerker werden und die Welt neu formen!
Kurz gesagt, der Zeitpunkt, Handwerker zu werden, war nie besser als jetzt. In einer Zeit, in der Umweltschutz zu unseren drängendsten Aufgaben gehört, bietet die Branche eine einzigartige Möglichkeit, innovative Lösungen für eine nachhaltige Welt zu entwickeln.
Wer sich für eine Karriere als Handwerker entscheidet, kann aktiv dazu beitragen, eine Traditionsbranche weiter zu modernisieren und gleichzeitig persönlich erfüllende Projekte zu realisieren. Die Vielseitigkeit dieses Berufsfeldes ermöglicht es außerdem, ständig neue Fähigkeiten zu erlernen und sich in verschiedenen Bereichen weiterzuentwickeln. Worauf also noch warten?