Kiew hat nach eigenen Angaben „Beweise“ für Beteiligung Moskaus an Cyberangriff

Cyberangriff
Cyberangriff

Die ukrainische Regierung macht Russland für den schweren Cyberangriff auf ihre Internetseiten verantwortlich. „Alle Beweise deuten darauf hin, dass Russland hinter dem Cyberangriff steckt“, erklärte das ukrainische Ministerium für digitale Transformation am Sonntag. Moskau wolle die ukrainische Bevölkerung „einschüchtern“ und das Land „destabilisieren“. Russland wies die Vorwürfe zurück. Das US-Software-Unternehmen Microsoft warnte vor massiven Schäden durch den Angriff.

„Russland führt seinen 2014 begonnenen hybriden Krieg gegen die Ukraine fort“, erklärte das Kiewer Ministerium. Ziel des Angriffs sei „nicht nur die Einschüchterung der Gesellschaft. Sondern auch, die Lage in der Ukraine zu destabilisieren, die Arbeit des öffentlichen Sektors zum Stillstand zu bringen und das Vertrauen der Ukrainer in die Behörden zu erschüttern.“ Es gebe aber keinen Grund zur Panik, persönliche Daten seien sicher.

Kiew hatte nach der Cyberattacke zunächst erklärt, es gebe „Hinweise“ auf eine mögliche Verwicklung russischer Geheimdienste. Moskau wies diese Vorwürfe scharf zurück. „Wir haben nichts damit zu tun“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dem Sender CNN. „Die Ukrainer schieben alles auf Russland, sogar das schlechte Wetter in ihrem Land.“

Der ukrainische Geheimdienst SBU erklärte, insgesamt seien 70 Webseiten der Regierung angegriffen worden. In zehn Fällen sei es zu „unbefugten Eingriffen“ gekommen, aber Inhalte seien nicht verändert und personenbezogene Daten nicht abgegriffen worden. Auf der Webseite des Außenministeriums waren vorübergehend die Worte „Habt Angst und rechnet mit dem Schlimmsten“ in ukrainischer, russischer und polnischer Sprache zu lesen.

Der US-Konzern Microsoft warnte jedoch vor möglichen, weit größeren Schäden. Die Untersuchungen der Schadsoftware seien noch nicht abgeschlossen und die Angreifer bislang nicht identifiziert. Ihnen sei es aber vermutlich darum gegangen, die digitale Infrastruktur der Regierung unbrauchbar zu machen, erklärte das Unternehmen.

Die verwendete Schadsoftware ähnelt demnach einer sogenannten Ransomware, mit der Hacker die Computersysteme ihrer Opfer blockieren und erst gegen Lösegeld wieder freigeben. Das Programm enthalte jedoch „keinen Mechanismus zur Eintreibung von Lösegeld“. Es sei stattdessen darauf ausgelegt, Schaden anzurichten und „die Zielgeräte funktionsunfähig zu machen“, erklärte Microsoft.

Auch könnte die Zahl der betroffenen Organisationen dem US-Unternehmen zufolge größer sein als bislang angenommen: „Unsere Untersuchungsteams haben die Schadsoftware auf Dutzenden von betroffenen Systemen identifiziert, und diese Zahl könnte sich im Laufe unserer Untersuchung noch erhöhen.“

Der Cyberangriff in der Nacht zum Freitag erfolgte vor dem Hintergrund der verschärften Spannungen zwischen Russland und dem Westen im Ukraine-Konflikt. Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ukraine gibt es Befürchtungen, Moskau könnte das Nachbarland angreifen. In der Ostukraine bekämpfen sich bereits seit der Krim-Annexion 2014 prorussische Milizen und die ukrainische Armee.

Mehrere diplomatische Krisengespräche in den vergangenen Tagen sollten die Spannungen verringern, brachten jedoch keinen Durchbruch. Russland lehnte zuletzt weitere Gespräche mit dem Westen vorerst ab. Die US-Regierung warf Russland indes vor, aktiv daran zu arbeiten, einen Vorwand für einen Einmarsch in der Ukraine zu schaffen.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will in der aufgeladenen Situation vermitteln und reist am Montag zunächst in die Ukraine und am Dienstag weiter nach Russland. Auch ihre kanadische Amtskollegin Mélanie Joly wird am Dienstag in Kiew erwartet. Ihr gehe es darum, die Unterstützung Kanadas für die Ukraine und die Notwendigkeit zu betonen, Russland von „aggressiven Handlungen“ abzuhalten.

Copyright

Anzeige



Anzeige

Über Redaktion von FLASH UP 21059 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion von FLASH UP