Rörig fordert stärkere Staatsrolle bei Aufklärung sexualisierter Gewalt

Johannes-Wilhelm Rörig - Bild: FILTA, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Johannes-Wilhelm Rörig - Bild: FILTA, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Angesichts des Gutachtens zum Ausmaß sexualisierter Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising fordert der Unabhängige Bundesbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs eine stärkere Rolle des Staates bei der Aufklärung: Seit Jahren sei klar, dass Kirchen, aber auch der organisierte Sport „nicht allein aufklären und aufarbeiten können“, sagte Johannes-Wilhelm Rörig der „Welt“ vom Mittwoch. Der Staat müsse sich deshalb auch jenseits der Justiz „nachdrücklich“ engagieren.

Dies gelte etwa, wenn dem Staat „wegen eingetretener strafrechtlicher Verjährungen die Hände gebunden sind“, sagte Rörig. Hierfür bedürfe es aber „gesetzlicher Grundlagen“. Er erwähnte dabei ausdrücklich nicht nur sein eigenes Amt, für das die Ampel-Parteien laut Koalitionsvertrag eine gesetzliche Grundlage schaffen wollen. Mehr Kompetenzen nötig seien vielmehr auch für die bei seinem Amt angesiedelte Aufarbeitungskommission.

„Um Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in den jeweiligen Institutionen bundesweit voranzubringen und zu unterstützen, wären Beratungs- und Anhörungsrechte gegenüber den Institutionen, vielleicht auch eigene Vorladungs-, Untersuchungs- und Kontrollrechte, für die bei meinem Amt angesiedelte unabhängige Aufarbeitungskommission sinnvoll“, sagte Rörig der Zeitung. Ihr fehle bisher „eine gesetzliche Grundlage, aus der sich klare Rechte und Pflichten ergeben“.

Einem stärkeren Eingreifen des Staats sollten sich die Kirchen nicht verweigern, forderte Rörig: „Es wäre sehr gut, wenn die Kirchen bei allem Beharren auf ihrer verfassungsrechtlich garantierten Eigenständigkeit den Mut hätten, hier dem Staat ein eigenes und gesetzlich fundiertes institutionelles Agieren zu ermöglichen.“

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