Eine Astrophysikerin, ein Sozialmediziner und eine Provokation für die CDU

Symbolbild: Wahl des Bundespräsidenten
Symbolbild: Wahl des Bundespräsidenten

Dass Frank-Walter Steinmeier am Sonntag als Bundespräsident im Amt bestätigt wird, steht außer Zweifel – SPD, CDU, Grüne und FDP unterstützen ihn. Es gibt aber noch zwei weitere Kandidaten und eine Kandidatin für die Wahl. So sehr sie sich diese drei in ihrer Chancenlosigkeit ähneln, so stark unterscheiden sie sich in ihrem Werdegang und ihren Grundprinzipien.

GERHARD TRABERT

Ein weiteres Mal schickt die Linke einen engagierten Armutsbekämpfer ins Rennen um das höchste Staatsamt. Der 65-jährige Sozialmediziner Gerhard Trabert initiierte unter anderem eine Ambulanz für Wohnungslose sowie eine Poliklinik für Menschen ohne Krankenversicherung. Der vierfache Vater arbeitete zudem als Arzt in Krisengebieten und Flüchtlingscamps in verschiedenen Ländern sowie in der Seenotrettung im Mittelmeer.

Seine Kandidatur begründete Trabert unter anderem damit, dass die Themen soziale Benachteiligung und Armut bei Amtsinhaber Steinmeier bisher „keine große Rolle“ gespielt hätten. Er äußerte zudem den Eindruck, „dass die soziale Ungleichheit zugenommen hat“ – und die sei die „Mutter aller Probleme“ in Deutschland. Für Irritationen sorgte Trabert kürzlich mit einem Vergleich zwischen dem Schicksal Flüchtlingen und der Judenverfolgung im Nationalsozialismus – in beiden Fällen habe es eine „Tendenz des Wegschauens“ gegeben, erläuterte er später.

MAX OTTE

Die Kandidatur des 57-Jährigen ist wohl in erster Linie als Provokation zu verstehen – er ließ sich von der AfD aufstellen, ob wohl er seit rund 30 Jahren CDU-Mitglied ist. Besser gesagt war: Denn nach der AfD-Nominierung wurde Otte bis auf Weiteres aus der CDU ausgeschlossen. Der dreifache Vater und studierte Volkswirt hatte sich zunächst einen Namen als Unternehmer und Finanzinvestor gemacht. Manche seiner Bücher wurden Bestseller, in den Medien war er als Experte gefragt.

In den vergangenen Jahren machte Otte, der auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, dann vermehrt politische Schlagzeilen, als er Sympathien für die AfD zeigte und sich zugleich in der Werteunion engagierte, deren Vorsitz er im vergangenen Sommer übernahm. Der Verein versteht sich als Vertretung traditionell-konservativer Kräfte in den Unionsparteien. Den Vorsitz legte er unlängst im Streit um seine Kandidatur für die AfD nieder. Im Rahmen seiner Nominierung empörte sich Otte darüber, dass die Union keinen eigenen Bundespräsidentenkandidaten aufstellt, sondern Steinmeier unterstützt.

STEFANIE GEBAUER

Nur zehn Tage vor der Bundespräsidentenwahl präsentierten die Freien Wähler ihre Kandidatin: die promovierte Astrophysikerin Stefanie Gebauer. Sie ist 41 und liegt damit nur knapp über dem vom Grundgesetz festgeschriebenen Mindestalter von 40 Jahren für das Bundespräsidentenamt. „Viele haben sich jüngere und weibliche Kandidaten gewünscht. Mit Stefanie Gebauer bekommen sie beides“, erklärten die Freien Wähler. Zur Kandidatur veranlasst habe Gebauer „die seit Jahren wachsende Polarisierung, beschleunigt auch durch die Corona-Pandemie, in der Gesellschaft“.

Gebauer, Mutter einer Tochter, arbeitete nach ihrer Promotion unter anderem am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof (DLR). Seit rund einem Jahr ist sie in Potsdam als Referentin der Landtagsfraktion der Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen/Freien Wähler tätig. „Als selbstbewusste Frau, die im männerdominierten Fach Physik studiert und promoviert hat will Gebauer anderen Frauen Mut machen, im wahrsten Sinne des Wortes nach den Sternen zu greifen“, heißt es auf ihrer Internetseite.

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