Seit Inkrafttreten der westlichen Sanktionen hat Russland nach Angaben europäischer Luftfahrtbehörden mehrere hundert Linienflugzeuge „gestohlen“. Den Leasingfirmen entstünden dadurch Schäden in Milliardenhöhe, hieß es am Freitag bei einer Videokonferenz von Eurocontrol, der europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt.
Laut den nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verhängten EU-Sanktionen haben Russlands Luftfahrtunternehmen bis Montag Zeit für die Rückgabe geleaster Maschinen. Ein am 14. März von Russlands Präsident Wladimir Putin erlassenes Gesetz erlaubt es russischen Fluggesellschaften jedoch, die im Ausland gemieteten Maschinen in Russland registrieren zu lassen. Damit könnten Inlandsflüge trotz der westlichen Sanktionen stattfinden. Im Ausland können die Maschinen hingegen beschlagnahmt werden.
„Die meisten Flugzeuge, mit denen sie ins Ausland fliegen könnten, sind geleaste Maschinen europäischer oder amerikanischer Herkunft, die nun ihren rechtmäßigen Eigentümern, den Leasingfirmen, gestohlen wurden“, sagte der bei der EU-Kommission für Transport zuständige Henrik Hololei.
Durch die Zulassung der Flugzeuge in Russland hätten die dortigen Behörden „die Gesetze des internationalen Luftverkehrs sowie das Abkommen über die Internationale Zivilluftfahrt, die sogenannte Chicagoer Konvention, schwer verletzt“, sagte Hololei. „Vermögen in enormer Höhe wurden de facto von den Russen gestohlen“, sagte der Generaldirektor von Eurocontrol, Eamonn Brennan.
Es gehe um „rund zehn Milliarden Euro plus 500 Flugzeuge, die von den Russen beschlagnahmt und bei ihnen zugelassen wurden“, sagte Brennan. Dadurch entstehe für die europäischen Leasingfirmen sowie die Versicherer „eine sehr schwierige Situation“.
Nach Angaben des russischen Verkehrsministeriums betrieben russische Airlines am 11. März insgesamt 1367 Flugzeuge, von denen mit 739 mehr als die Hälfte im Ausland registriert waren. Laut dem Luftfahrtanalyseanbieter Cirium sind 515 der von russischen Airlines genutzten Flugzeuge geleast. Davon befanden sich demnach am 14. März 428 in Russland oder Belarus.