Forscher warnen vor drohender Hungersnot in afrikanischen Ländern durch Ukraine-Krieg

Symbolbild: Hungersnot
Symbolbild: Hungersnot

Der Ukraine-Krieg könnte Forschern des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zufolge zu Hungersnöten und sozialen Unruhen in mehreren afrikanischen Ländern führen. „Der Krieg in der Ukraine ist eine reale Bedrohung für die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen in Afrika“, erklärte der IfW-Forschungsdirektor im Bereich internationale Entwicklung, Tobias Heidland, am Donnerstag. Die Forscher simulierten die Auswirkungen verschiedener Szenarien auf die Ernährungssituation in afrikanischen Ländern.

„Russland und die Ukraine zählen zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt“, erklärte Heidland weiter. Insbesondere afrikanische Staaten seien von den Importen abhängig, einen Ausfall der Importe könnten diese Länder demnach auch langfristig nicht ersetzen.

In einer ersten Simulation berechneten die Forscher die Auswirkung eines Produktionsrückgangs der ukrainischen Landwirtschaft um 50 Prozent. Zusätzlich berücksichtigten die Experten eine Steigerung der Transportkosten aus der Ukraine um 50 Prozent und aus Russland um 25 Prozent. Am stärksten wären die Auswirkungen demnach auf Ägypten und Tunesien – die nordafrikanischen Länder sind besonders abhängig von Getreideimporten aus Russland und der Ukraine.

In dem Szenario würden demnach die ägyptischen Weizeneinfuhren um 13,3 Prozent zurückgehen, in Tunesien um 12,3 Prozent. Auch Äthiopien würde demnach 10,8 Prozent weniger Weizen importieren können. Bei sonstigem Getreide wären demnach Tunesien mit minus 15,2 Prozent, Ägypten mit minus 13,4 Prozent und Kamerun mit minus 11,9 Prozent am stärksten betroffen.

In ärmeren Ländern wie Ruanda, Tansania, Mosambik, Kenia oder Kamerun könnten die Auswirkungen laut den IfW-Experten besonders dramatisch sein, da die Nahrungsmittelsituation dort ohnehin angespannt ist. Preisanstiege bei Weizen wären demnach insbesondere in Kenia mit plus 5,8 Prozent, Uganda mit plus 5,2 Prozent und in Tunesien mit plus 4,3 Prozent zu erwarten.

Noch dramatischer wären demnach die Folgen eines Exportstopps für russisches Getreide: Ruanda müsste seine Weizenimporte um nahezu die Hälfte reduzieren, die Preise würden um knapp 40 Prozent steigen. Auch in Kenia, Tansania und Mosambik hätte ein Exportstopp Russlands dramatische Konsequenzen.

„Ein Exportstopp von Getreide durch Russland kann in diesen Ländern zu schwerem Hunger für Teile der Bevölkerung führen“, erläuterte Heidland. Eine mögliche Gegenmaßnahme könnte demnach sein, die Getreideimporte durch andere Lebensmittel zu ersetzen oder die eigene Produktion zu erhöhen. Lebensmittelengpässe könnten auch schwerwiegende Langzeitfolgen im Gesundheits- und Bildungsbereich haben, warnte Heidland.

Westliche Länder wie Deutschland sind von der Versorgungsunsicherheit durch den Ukraine-Krieg laut den IfW-Forschern weit weniger betroffen. Auswirkungen seien demnach insbesondere bei den Preisen für Tierfutter zu erwarten. Die Getreideimporte, zu denen auch Futtermais gehört, würden im Fall eines Exportstopps durch Russland um vier Prozent sinken, die Preise um zwei Prozent steigen.

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