Die Zeitenwende sollte aus Sicht der Wehrbeauftragten des Bundestages auch das Gedenken der Bundeswehr an gefallene Soldaten verändern. „Die Sichtbarkeit muss mit starken Impulsen weiter erhöht werden, damit das Gedenken keine Phrase bleibt“, sagte Eva Högl (SPD) dem „Tagesspiegel“ (Donnerstagausgabe). Das Thema müsse „stärker in die Breite der Gesellschaft hineinwirken“.
Bereits jetzt habe der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine „dazu geführt, dass in der Gesellschaft Wertschätzung, Anerkennung und Respekt gegenüber der Truppe gewachsen sind“. Anlass ihrer Äußerungen war der „Marsch zum Gedenken“ für im Dienst verstorbene Soldaten, der an diesem Donnerstag in Berlin endet. Högl nannte ihn „eine eindrückliche Aktion und großartiges Zeichen der Verbundenheit mit jenen, die ihr Leben für uns, für unsere Freiheit und Sicherheit gegeben haben“.
Niemals dürfe man ihre Namen vergessen. Als „riesige Chance“ für eine größere öffentlichkeitswirksamere Erinnerungskultur bezeichnete Högl die Invictus Games versehrter Soldaten aus aller Welt Mitte September in Düsseldorf. „Die Veteranenkultur in Deutschland ist nicht vergleichbar mit der in den USA, aber mehr Anstrengungen und eine gute Einbindung der Veteranen selbst wären wünschenswert, damit wir hier weiter vorankommen“, fordert Högl.
Die geplante Eröffnung eines „Veteranenbüros“ als zentrale Anlaufstelle in Berlin und die Aufarbeitung des Afghanistaneinsatzes in der Enquetekommission des Bundestages bezeichnete sie als wichtigen Beitrag. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) sagte der Zeitung, dass dem stellvertretenden Generalinspekteur der Bundeswehr derzeit über neue Formen zum Umgang mit den Veteranen der Truppe nachgedacht werde. „Wir sind uns der Bedeutung bewusst“, so Strack-Zimmermann.
„Zum Umgang mit Soldaten gehört auch eine entsprechende Erinnerungskultur.“ Ihr liberaler Fraktionskollege Pascal Kober, der zugleich Vizepräsident des Reservistenverbandes ist, forderte ebenfalls eine neue Erinnerungskultur. „Eine ehrliche Kultur des Gedenkens schließt mit ein, auszusprechen, was dem Soldatenberuf eigen ist, nämlich dass mit ihm Tod und Verwundung einhergehen. Die Scheu, dies auszusprechen, ist verständlich“, sagte er dem „Tagesspiegel“. „Wir werden unserer Verantwortung als Gesellschaft gegenüber den Menschen in unseren Streitkräften aber nicht gerecht, wenn wir diese Wahrheit öffentlich verschweigen oder nur verschämt oder ungern aussprechen.“