Hintergrund: Die Bundeswehr an der Nato-Ostflanke

Bundeswehr-Helikopter
Bundeswehr-Helikopter

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist in Deutschland eine Debatte über die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr innerhalb der Nato entbrannt. Heeresinspekteur Alfons Mais kritisierte, die Truppe stünde „mehr oder weniger blank da“. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wies Zweifel an der Handlungsfähigkeit der Bundeswehr in der Krise zurück. Nach der Truppen-Aufstockung in Litauen reagierte sie mit einer Ausweitung der vorhandenen Einheiten in Rumänien. Ein Überblick über die Bundeswehr an der Nato-Ostflanke und ihre Aufgaben:

Baltikum

Angesichts der bereits angespannten Situation mit Russland in den vergangenen Wochen hat Lambrecht Mitte Februar zusätzliche 350 Bundeswehrsoldaten zur Nato-Einsatztruppe Enhanced Forward Presence (EFP) nach Litauen entsandt. Deutschland führt diese multinationale Einheit nun mit mehr als 900 Soldaten an. Zudem wurde auch Gerätschaft verlegt sowie Kapazitäten in den Bereichen Artillerie und Aufklärung erhöht.

Darüber hinaus ist die Luftwaffe acht Monate jährlich Partner des Nato Air Policing im Baltikum zum Schutz des Luftraums. Damit unterstützt die Bundeswehr die nordöstlichen Nato-Bündnispartner, die über keine eigene Luftwaffe verfügen.

Ostsee

Als Reaktion auf den russischen Angriff entsendet die deutsche Marine ab Samstag die Korvette „Erfurt“ zur Verstärkung eines Nato-Einsatzverbands in der Ostsee. Dort soll zudem das Flottendienstboot „Alster“ zum Einsatz kommen, das auf militärische Aufklärung spezialisiert ist. Die Marine begründete die Entsendung mit der „verstärkten Bedrohung, die insbesondere Deutschlands Partner in Osteuropa wahrnehmen“. Zudem könnten weitere Schiffe folgen, diese müssen jedoch von anderen Missionen im Mittelmeer abgezogen werden.

Rumänien

Vor dem Hintergrund des russischen Einmarschs verdoppelte die Bundeswehr am Donnerstag auch die Zahl seiner auf dem rumänischen Luftwaffenstützpunkt „Mihael Kogalniceanu“ in der Nähe vom Schwarzen Meer stationierten Eurofighter zur Luftraumüberwachung. Die drei zuletzt für gemeinsame Übungen mit italienischen Verbänden eingesetzten Kampfjets bekommen Unterstützung von drei weiteren Eurofightern, die bis mindestens Ende März dort stationiert bleiben.

Polen

Am Freitag bot die Bundesregierung weitere Bundeswehr-Kräfte für die Verstärkung der Ostflanke der Allianz an. Deutschland prüfe unter anderem die Stationierung von „Patriot“-Flugabwehrraketensystemen in Osteuropa, erklärte das Verteidigungsministerium. Wo genau das Abwehrsystem stationiert werden soll, wurde noch nicht bekanntgegeben.

Bei den Nato-Truppen in Polen befindet sich derzeit nur ein mit 150 Soldaten eher kleines, ständiges Kontingent. Die Bundeswehr machte auf Twitter allerdings darauf aufmerksam, dass die Bevölkerung in nächster Zeit möglicherweise mehr Truppenbewegungen auf den deutschen Straßen gen Osten bemerken werde. Darunter sind jedoch auch Verlegungen anderer Nato-Staaten.

Nato Response Force (NRF)

Neben den ständig präsenten multinationalen Kräften an der Ostflanke stehen der Eingreiftruppe Nato Response Force (NRF) insgesamt rund 50.000 Soldatinnen und Soldaten zur Verfügung. Dazu gehören 13.700 Mitglieder der Bundeswehr. Die Eingreiftruppe besteht aus Kontingenten von Bodenstreitkräften, Luftstreitkräften, Marineeinheiten und Spezialeinheiten.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte am Freitag die Verlegung von tausenden Soldaten der Eingreiftruppe an die Ostflanke. Das wurde möglich, nachdem die Nato-Verbündeten am Vortag auf Antrag der Militärführung ihre Verteidigungspläne aktiviert hatten und somit im Notfall auch die Eingreiftruppe eingesetzt werden kann, um Mitgliedsländer zu schützen.

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